Der Beizhabicht

 

Der stolze Blick, so eisig kalt, der immer suchend schweift,

er zeichnet ja den Habicht aus, sein Mut ist unerreicht.

Er schlägt Kaninchen und Fasan, ja mutig selbst den Hasen,

und bindet er ihn auch nicht oft, so muss er Wolle lassen.

Vertraut auf Schnelligkeit und Kraft und spreizet schnell die Schwingen,

die ihn dann auch gedankenschnell zu seiner Beute bringen.

Sein Griff hält fest, kein Kompromiss, der Kampf ist ja sein Leben,

er ist des Menschen Kampfgefährt, doch niemals ihm ergeben.

So steht er frei auf meiner Faust, geruht, mit mir zu jagen,

ein Falknersheil dem edlen Greif und allen, die ihn tragen.

 

Dieses Gedicht, dessen Autor mir leider unbekannt ist, beschreibt sehr anschaulich die Charaktereigenschaften des Beizhabichtes. Die meisten Falkner haben mit diesem Vogel ihre ersten Erfahrungen auf dem Gebiet der Beizjagd gemacht.

 

Natürlich gibt es auch Gegenstimmen. Selbst Brehm schreibt in seinem unvergänglichen Werk: "Ich versuchte es (in Gefangenschaft) mit allem Mitteln, schnöder Undank war der Lohn". Er würde sich wohl wundern, wenn er heute einen Falkner mit seinem Habicht sehen würde. Ein Tscheche schrieb gar in einem Buch über das Federwild: "In niedrigem, feigen Fluge kommt er daher und mordet, was er findet".

 

Im ländlichen Sinne ist der Habicht der "Stießer" (Stößer), der hier auch den Beinamen Hühnerhabicht bekam, weil er so intelligent ist, dass er bald die gut schmeckenden und ohne Mühe zu erreichenden Haushühner seiner natürlichen Beute vorzieht. Dieser fast allen namentlich bekannte und nur von wenigen jemals gesehene Vogel ist vom NABU und seinem bayerischen Partner, dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) zum Vogel des Jahres 2015 gewählt worden. Als echter Überlebenskünstler beginnt er zunehmend neue Lebensräume in Städten zu erobern. Als Beispiel gilt Berlin, in dessen Gebiet die höchste Dicht vorliegt. Es ist keine Seltenheit, dass dort ein Habicht keine zehn Meter von einem Wanderweg entfernt mit seiner Beute die Menschen überhaupt nicht beachtet.

 

Die absolut größte Population gibt es in Russland mit etwa 100 000 Brutpaaren, gefolgt von Polen (10 000), Rumänien (6000) und Finnland (5000). Auch für Frankreich und Spanien werden 5000 Brutpaare angegeben. Ansonsten kommt dieser Vogel (evtl. in Unterarten) auf allen Erdteilen vor. In Deutschland ist er flächendeckend verbreitet. Die größten Vorkommnisse sind in Niedersachsen, Bayern und Nordrhein-Westfalen mit jeweils etwa 2000 Brutpaaren.

 

Jeder Falkner kennt den Habicht. Es wäre müßig, ihn hier zu beschreiben. In der DDR war er neben dem Sperber der einzige Mögliche Beizvogel. Viele Falkner stellten scih deshalb nach der Wende als Erstes einen Falken auf. Inzwischen hat sich das geändert. Wander-, Saker-, oder auch Hybridfalken sind preiswert zu erhalten. Teuer bleibt der Habicht, dessen Zucht wegen seiner Unverträglichkeit recht schwierig und dessen Aushorstung trotz ungefährdeter Bestände in Deutschland in fast allen Bundesländern nicht genehmigt wird. Seit den siebziger Jahren steht dieser schöne Vogel unter Schutz. Trotzdem wird er immer noch illegal verfolgt und getötet.

 

Allen Hühnerhaltern und Taubenzüchtern zum Trotz: Der Habicht wird überleben. Er ist einer der Vögel, die sich, obwohl nie dem Menschen ergeben, noch lange behaupten können und wir hoffen, dass er uns Falknern als Jagdgefährde noch lange erhalten bleibt.

 

Klaus Richter, Schriftführer DFO-LV Sachsen

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